Nichts perlt edler Im Mittelpunkt ihres alljährlichen Champagner-Testes stehen diesmal die Luxus-Cuvées der bekanntesten Champagner-Häuser. Hierbei fanden Armin Diel und Joel B. Payne heraus, daß die teuersten Marken nicht auch immer die besten sein müssen Um es gleich vorwegzunehmen: Krug bleibt eine Klasse für sich und setzt die Maßstäbe in der Champagner-Königsklasse. Allein der Cristal von Roederer und auch der Rare von Piper-Heidsieck konnten den einzigartigen Schaumweinen von Krug Paroli bieten. Prestige-Cuvées gibt es in der Champagne praktisch erst seit 50 Jahren und die gesamte Flaschenzahl lag Mitte der 70er Jahre gerade einmal bei 100.000 Flaschen. Der hierbei zugrunde liegende Qualitätsanspruch bedeutet fast immer, daß diese Luxus-Cuvées nur in besonders guten Jahrgängen aufgelegt werden und die Flaschen eine deutlich längere Lagerzeit auf der Hefe erfahren als die sogenannten Standard-Champagner und "normale" Jahrgangs-Champagner. Die meisten Häuser wählen für ihre Prestige-Cuvée Sonderflaschen, die teilweise auf Formen aus dem 18. Jahrhundert zurückgehen und verpacken sie in besonders aufwendig gestalteten Kartons oder Holzkisten. Die Mutter aller Prestige-Cuvées, oder besser: der Vater, ist Dom Pérignon. Zwar verschweigt das Haus Moet & Chandon vor Ort gern die Verkaufszahlen seiner Luxus-Cuvée, jedoch kursieren in der Branche Zahlen, die zwischen zwei und drei Millionen Flaschen pro Jahr liegen. Das wäre gut und gern die Gesamtmenge, die traditionsreiche Häuser wie Louis Roederer insgesamt produzieren. Mit rund 5,4 Millionen Flaschen erreichten die Prestige-Cuvées im Jahr 1989 ihre bis dato größte Verbreitung. Eine Zahl, die sich zehn Jahre danach im Zeichen des Millenniums auf gut 17 Millionen Flaschen mehr als verdreifachte. Dies entsprach seinerzeit einem stattlichen Anteil von 12,5 Prozent der insgesamt exportierten Flaschen. Da aber nicht alle exportierten Flaschen auch sogleich getrunken wurden, sondern große Mengen in die Bestände von Händlern und Gastronomen wanderten, war einigermaßen klar, daß die Zahl sich nach dem Jahrtausendwechsel wieder deutlich reduzieren werde. Im Jahr 2001 fiel sie mit knapp 3,8 Millionen Flaschen oder 3,8 Prozent des Gesamtvolumens deutlich hinter den Stand von 1989 zurück. Nach wie vor trinken die Menschen im fernen Osten die teuersten Champagner: Der Anteil der Prestige-Cuvées lag im Jahr 2001 in Japan bei fast 20 Prozent aller in das Land der Sonne importierten Champagner, gefolgt von Taiwan (13%), Singapur (9,6%), Russland (7,4%) und Hongkong (7,1%). Gleichauf mit Holland liegt Deustchland mit 1,7 Prozent nur im unteren Mittelfeld, aber immer noch vor den Engländern (1,3%) und Belgiern (0,6%). Das will aber gar nichts über den Champagnerdurst unserer westlichen Nachbarn sagen, denn nach den Franzosen, die knapp 3 Flaschen pro Kopf im Jahr trinken, den Luxemburgern und Schweizern trinken die Belgierim Schnitt statistisch immerhin eine Flasche davon; Deutschland folgt - sogar noch hinter Irland und Singapur liegend - mit ungefähr einem Glas - gerade auf Platz acht. Und die Amerikaner und Japaner trinken, auf Platz 14 und Platz 18 liegend, noch sehr viel weniger pro Kopf und Nase. In absoluten Zahlen ist aber Großbritannien inzwischen bei weitem wichtigster Exportmarkt. Dorthin wurden 2001 mit 25 Millionen Flaschen fast genauso viel Champagner exportiert wie nach Deutschland und die Vereingten Staaten zusammen. Selbst nach Deutschland, seit 1998 von Jahr zu Jahr mit rund zehn Prozent weniger Schampus dabei, sollen 2002 erstmals wieder 13 Prozent mehr Flaschen aus der Champagne an den Rhein geliefert worden sein. Ein Trend den Thomas Hänle, Vertriebsdirektor von Ruinart-Deutschland, bestätigen kann: "Schon Ende letzten Jahren konnten wir ein zweistelliges Absatzwachstum erreichen und der Trend setzt sich erfreulicherweise in diesem Jahr fort!" Franz J. Walkucz, Geschäftsführender Gesellschafter von Jacquart Deutschland, sieht aber auch strategische Fehler der Champagner-Industrie: "Die exorbitanten Preiserhöhungen der letzten Jahre haben den deutschen Handel verärgert und beim Konsumenten eine deutliche Kaufzurückhaltung ausgelöst. Die bekannt schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben die negative Entwicklung zusätzlich beschleunigt." Auch Alain Fion, seit langen Jahren schon verantwortlich für die Champagner-PR in Deutschland, ist eher skeptisch: "Über Deutschland sitzt seit Jahren eine Käseglocke allgemeiner Depression. Vom Schwung früherer Jahre ist kaum mehr etwas zu spüren!" Ungewollt sekundiert Lord Ralf Dahrendorf in einem kürzlich in der WELT erschienen Interview: "Wie man die Deutschen ein wenig aufheitert, ist mir einstweilen noch ein Rätsel." Interessant ist auch wie sich die geschmacklichen Vorlieben in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Im Gegensatz zu Zeiten als die russischen Zaren im 19. Jahrhundert noch süßen Champagner in großen Mengen kauften, wird dieser Typus heute kaum noch hergstellt. Hingegen erfreut sich trockener Champagner der Kategorie Brut, der noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts eher eine Seltenheit war, zunehmender Beliebtheit: Im Jahr 1999 waren fast 93 Prozent aller exportierte Champagner Brut. Einen verschwindend geringen Anteil machen allerdings die noch trockeneren Champagner Extra-Brut und Brut Nature aus: Im Jahr 2001 wurden gerade einmal 57.000 Flaschen Extra-Brut mit weniger als 6 Gramm Restzucker exportiert und von Brut Nature, bei dem der Restzucker unter 3 Gramm sein muß und keinerlei Dosage zugefügt werden darf, waren es ganze 1.424 Flaschen.
Wichigste Exportmärkte 1. Großbritannien 25.076.435 Flaschen Quelle: CIVC, Champagne
Champager Pro-Kopf-Verbrauch (in 1/1 Flaschen à 750 ml pro Jahr) 1. Frankreich 2,81 Quelle: CIVC, Champagne
Die Dosage-Bestimmungen für Schaumwein Brut Nature: unter 3 gr. Restzucker je Liter
Champagner-Export nach Deutschland In Mio. in Mio. 1991 14,054 167 Quelle: CIVC, Champagne
Anbaufläche und Weinernten Anbaufläche Weinernte 1992 27.930 74,6 Quelle: CIVC, Champagne
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